Grundstücks- und Immobilienbewertung

Die Grundstücks- und Immobilienbewertung (auch veraltet Güterabschätzung) ist eine durch Rechtsnormen geregelte Wertermittlung, die durch die Anwendung fundierter betriebswirtschaftlicher, juristischer und bautechnischer Fachkenntnis einen Verkehrswert (Marktwert) für bebaute und unbebaute Grundstücke und grundstücksgleiche Rechte (Immobilien) zu einem bestimmten Stichtag im gewöhnlichen Geschäftsverkehr ermittelt.

Zwecke

Qualifizierung

Die Grundstücksbewertung wird in der Regel durch dafür qualifizierte Sachverständige für Grundstücksbewertung durchgeführt. Die Bezeichnung „Sachverständige/-r“ bzw. „Gutachter/-in“ ist in Deutschland nicht geschützt. Im Rechtsverkehr treten folgende übliche Formen auf:

  • der bei der Architektenkammer oder IHK öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige
  • der freie Sachverständige (oft einem Verband angeschlossen)
  • der zertifizierte Sachverständige.

Die zertifizierten Sachverständigen werden auf der Grundlage der DIN EN ISO/IEC 17024 zertifiziert. Auf der Grundlage des Akkreditierungsstellengesetzes (AkkStelleG) sind im Bereich „Sachverständige Immobilienbewertung“ derzeit (Stand Januar 2018) bei der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) fünf Zertifizierungsstellen akkreditiert:

  • DIAZert, Freiburg,
  • EIPOSCERT, Dresden,
  • HypZert GmbH, Berlin,
  • IQ-ZERT, Sankt Augustin,
  • Sprengnetter Zertifizierungs GmbH, Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Grundsätzlich wird von einem Gutachter/Sachverständigen erwartet, dass er

  • über mehrjährige Berufserfahrung verfügt,
  • über überdurchschnittliche Immobilien-Fachkenntnisse verfügt,
  • Gutachten erstellen kann,
  • in wirtschaftlich geordneten Verhältnissen lebt,
  • die Gewähr für Unparteilichkeit und Unabhängigkeit bietet.

Sachverständige haben in der Regel eine wissenschaftliche Universitäts– oder Fachhochschulausbildung in ArchitekturBauingenieurwesenFacility ManagementVermessungsingenieurwesenBetriebswirtschaftslehreBauökonomieImmobilienökonomieStadtplanung oder Geographie und eine mehrjährige Berufserfahrung beziehungsweise Weiterqualifizierung auf dem Gebiet der Grundstücksbewertung. Nach § 193 BauGB erstattet auch ein Gutachterausschuss Verkehrswertgutachten.

Für die spezielle Qualifizierung („überdurchschnittliche Immobilien-Fachkenntnisse“) als Sachverständige/-r bieten Bildungsakademien einschlägige Lehrgänge an.

Ziel in der Grundstücksbewertung ist die Ermittlung des Verkehrswertes (Marktwertes) im Sinne des § 194 BauGB. Dafür werden verschiedene anerkannte Wertermittlungsverfahren verwendet.

Deutsche Verfahren, normiert

Vergleichswertverfahren

Beim Vergleichswertverfahren sind Kaufpreise solcher Grundstücke heranzuziehen, die aufgrund ihrer Werthaltigkeit mit dem zu bewertenden Grundstück hinreichend übereinstimmen (sogenannte Vergleichsgrundstücke). Geeignet ist dieses Verfahren vor allem bei der Bewertung unbebauter Grundstücke und von Eigentumswohnungen. Voraussetzung ist, dass eine genügend große Anzahl von Vergleichsobjekten vorhanden ist. Mit einem Ausgleichsverfahren können kleine Unterschiede in der Grundstückbeschaffenheit ausgeglichen werden. Je spezifischer die Immobilie ist, umso weniger ist das Vergleichswertverfahren für die Praxis geeignet (§ 15 ImmoWertV).

Ertragswertverfahren

Bei Anwendung des Ertragswertverfahrens ist der Wert der Gebäude getrennt vom Bodenwert auf der Grundlage des Ertrages zu ermitteln. Der Bodenwert wird in der Regel über das Vergleichswertverfahren ermittelt. Das Ertragswertverfahren kommt insbesondere dann zum Zug, wenn die Ertragserzielung das entscheidende Kriterium für das Immobilieninvestment ist, bzw. wenn die Immobilienform üblicherweise am Markt vermietet wird. Das betrifft vor allem Wohnobjekte ab drei Wohneinheiten, Gewerbeobjekte und so genannte Betreiberimmobilien wie etwa HotelsKrankenhäuser und Freizeitimmobilien (§§ 17 bis 20 ImmoWertV).

Sachwertverfahren

Bei Anwendung des Sachwertverfahrens ist der Wert der baulichen Anlage, wie Gebäude, Außenanlagen und besondere Betriebseinrichtungen und der Wert der sonstigen Anlagen, getrennt vom Bodenwert nach den Normalherstellungskosten zu ermitteln. Der Bodenwert ist nach dem Vergleichswertverfahren zu ermitteln. Das Sachwertverfahren wird vor allem bei eigengenutzten Immobilien angewendet wie etwa bei Einfamilienhäusern. Der Sachwert wird darüber hinaus noch zusätzlich marktbereinigt, um zu einem regionalmarkt-konformen Ergebnis zu kommen (§§ 21 bis 23 ImmoWertV). Wichtige Hinweise zum Sachwertverfahren und zur Ermittlung von Sachwertfaktoren enthält die Sachwertrichtlinie.[1]

Anwendung

Diese drei genannten Verfahren sind in Deutschland durch die Immobilienwertermittlungsverordnung (ImmoWertV) normiert und werden in der gängigen Gerichtspraxis angewendet.

Als Ergänzung zur Immobilienwertermittlungsverordnung (ImmoWertV) sind die Wertermittlungsrichtlinien (WertR) zu beachten.

Deutsche Verfahren, nicht normiert

Das „Maklerverfahren“ ist eine einfache Methode zur groben Wertschätzung einer Immobilie. Dabei wird der Grundstück-Reinertrag mit einem von der Objektart abhängigen Faktor multipliziert. Beispiel: der 15-fache Wert. In diesem Fall wird der jährliche Reinertrag × 15 als Wert dieser Immobilie angenommen.

Das Residualwertverfahren dient zur Ermittlung des maximalen Bodenkaufpreises für eine Immobilie.

Schlagwortarchiv für: Grundstücks- und Immobilienbewertung

Grundsteuerreform

Grundsteuerreform 2022 in Hessen

Grundsteuerreform 2022
Neue Grundsteuer C
Mit der Grundsteuerreform 2022 wird eine neue Berechnungsmethode und die neue Grundsteuer C eingeführt. Continue Reading Grundsteuerreform 2022 in Hessen

Energieautark

Energieautark
oder doch nur Energieeffizient?

Energieautark Bauen durch den Einsatz  moderner  Haustechnik.

Wie Energieeffizient oder  sogar Energieautark sind die Häuser? Continue Reading Energieautark

Sanierung

Was kostet eine Sanierung

Wie Eigentümer planen können – Was kostet eine Sanierung?

Alte Heizungen, schlechte Wärmedämmung, unmoderne Bäder und Küchen stören irgendwann nicht nur die Bewohner. Sie mindern auch den Wert der Immobilien. Höchste Zeit für die Sanierung beziehungsweise die Renovierung. Continue Reading Was kostet eine Sanierung

Steuerliche Förderung der Gebäudesanierung

Energetische Gebäudesanierung – Steuerliche Förderung

Steuerliche Förderung der Gebäudesanierung kommt

Die steuerliche Förderung energetischer Gebäudesanierung beginnt im kommenden Jahr. Das hat jetzt das Bundeskabinett beschlossen. Das Handwerk ist erleichtert, dass die Förderung nun endlich auf den Weg gebracht wird.

Die steuerliche Förderung energetischer Gebäudesanierung beginnt im kommenden Jahr.
Continue Reading Energetische Gebäudesanierung – Steuerliche Förderung

Günstig

Günstig, aber wertig!

Günstig, aber wertig! – Beim Hausbau Kosten sparen

Der Hausbau ist ein Traum vieler Menschen, aber ein wahnsinnig teurer. So mancher verspürt existenzielle Ängste beim Abschluss der hohen Kredite. Günstig, aber wertig, wie man beim Hausbau Kosten spart.

Wo lässt sich bei Materialien, Grundriss und Lage sparen, ohne dass man dabei künftig vielleicht doch draufzahlt?

Der Bau eines Hauses ist für die meisten Menschen die größte Investition in ihrem Leben. Oft wird das Gebäude am Ende viel teurer als ursprünglich gedacht. Dabei lassen sich die Kosten nach dem Grundsatz:

Günstig. aber wertig!

reduzieren ohne dabei Qualität und Komfort zu verringern. Continue Reading Günstig, aber wertig!

Wenn Bauschäden die Finanzierung belasten

Wenn Bauschäden die Finanzierung belasten

Bauschäden am Traumhaus belasten die Finanzierung und sind der Alptraum eines jeden Häuslebauers. Der Umzug kommt später, das Geld wird knapp. Ein finanzielles Polster in der Baufinanzierung und unabhängige Baubegleitung federn einiges ab. Continue Reading Wenn Bauschäden die Finanzierung belasten

Das kann teuer werden! Von der Finanzierung bis zur Planung

Das kann teuer werden!

Das kann teuer werden! – Sieben typischen Fehler privater Bauherren

Von der Finanzierung bis zur Planung: Bei einem Hausbau müssen Privatpersonen viele Details entscheiden. Dabei kann auch einiges schiefgehen. Das kann dann teuer werden!
Continue Reading Das kann teuer werden!

Vorkaufsrecht für die Mieter

Erster Zugriff für die Mieter! Vorkaufsrecht für die Mieter!

Erster Zugriff für die Mieter – Vorkaufsrecht für die Mieter!
Wenn die Mietwohnung zur Eigentumswohnung umgewandelt wird haben die Mieter in der Regel ein Vorkaufsrecht!

Continue Reading Erster Zugriff für die Mieter! Vorkaufsrecht für die Mieter!

Immobilien Zwangsversteigerung

Zwangsversteigerung Von Immobilien Risiko Immobilien Schnäppchen-Kauf

Risiko beim Immobilien Schnäppchen-Kauf
Experten raten zur Vorsicht bei Immobilien Schnäppchen-Kauf bei Zwangsversteigerungen von Immobilien.

Zwangsversteigerungen bieten die Möglichkeit ein Haus unterhalb des Marktwertes zu erwerben. Zumindest theoretisch. In der Praxis bergen Zwangsversteigerungen erhebliche Risiken, die das vermeintliche Schnäppchen am Ende viel teurer machen können.

Continue Reading Zwangsversteigerung Von Immobilien Risiko Immobilien Schnäppchen-Kauf

Immobilien Wertgutachten

Grundstücks- und Immobilienbewertung

Die Grundstücks- und Immobilienbewertung ist eine durch Rechtsnormen geregelte Wertermittlung. Durch die Anwendung fundierter betriebswirtschaftlicher, juristischer und bautechnischer Fachkenntnis wird dabei der Immobilienwert ermittelt.
Im Rahmen Grundstücks- und Immobilienbewertung  wird ein Verkehrswert (Marktwert) für bebaute und unbebaute Grundstücke und grundstücksgleiche Rechte (Immobilien) zu einem bestimmten Stichtag im gewöhnlichen Geschäftsverkehr ermittelt.
Continue Reading Grundstücks- und Immobilienbewertung